Mittwoch, 11. April 2012

Vom Kampf ums Müsli und anderen Begebenheiten

Die vier Wochen Tasmanien sind wie im Fluge vergangen. Nachdem wir dem Meer bei Lagoons Beach Lebewohl gewünscht hatten, verbrachten wir die letzten Tage im Narawntapu Nationalpark und im bergigen Inland nördlich des Mt Jerusalem bei Mole Creek. Nur wenige Straßen bzw. Schotterpisten führen einen dort an Bächen entlang, vorbei an Stauseen und auf Berggipfel, die mit beeindruckenden Ausblicken belohnen.

Auf dem Central Plateau lag sogar Schnee - und wir fühlten uns in Sneakern und Sweatshirt etwas fehl am Platz. Wie nebenbei bemerkt auch der von William Dafoe verkörperte US-Jäger in "The Hunter", der den tasmanischen Tiger sucht - wenn Ihr einen Eindruck von der tasmanischen Landschaft bekommen wollt, sei Euch dieser Film ans Herz gelegt.

Morgenstimmung im Narawntapu Nationalpark, Tasmanien


Jenseits der Schneefallgrenze: auf dem
Central Plateau beim Devils Gullet, Tassie
Per Fähre über Nacht zurück nach Melbourne, nahmen wir dort am Flughafen wenig später Jan in Empfang, der uns gute 10 Tage begleiten würde. Zusammen holten wir den Besuch des Wilsons Promontory Nationalparks nach. Diese von Bergen und Wildnis geprägte Halbinsel 250 Kilometer südöstlich von Melbourne war früher Teil der Landbrücke nach Tasmanien und gilt heute als eine der Top-Locations des Landes; angeblich reisen sogar Touristen nur deswegen hierher. Unsere Entscheidung hierherzukommen wurde schon bei der Ankunft belohnt: Känguruhs, Wallabies, Emus und Wombats kreuzten den Weg. Rote und grüne Rosellas ließen sich von Hand füttern.

Gute Aussicht: unser Camp in Wilsons Promontory...

... zog zahlreiche fliegende Besucher an ...

... und Jan hatte alle Hände voll zu tun.
Mit über 500 Plätzen ist der Campingplatz im Nationalpark einer der größten des Landes und seine zahlreichen Annehmlichkeiten kamen unserem zwar todesmutig im Zelt nächtigenden aber ob des Reichtums der australischen Tierwelt nicht auf kompromissloses Buschcamping aus seienden Besucher gerade recht. Trotzdem musste ein Wombat-Angriff auf das Müsli in unserer Vorratskiste unter Einsatz unseres Lebens abgewendet werden, ebenso wie der Angriff einer Spinne stattlicher Größe. Von den Skorpionen und tausenden Tausendfüßlern ganz zu schweigen.
Weiter ging es nach Walhalla, früher eine der Hauptstädte in Sachen Goldrausch. Mit albernen Haarnetzen und Schutzhelmen ausgerüstet, besichtigten wir die alte Goldmine und erfuhren, unter welchen Bedingungen um die Jahrhundertwende der Stoff aus dem Berg geholt wurde.


Es war dunkel, feucht und kühl, aber nichts im Vergleich zu damals. Die Minenarbeiter, oft Kinder, wären wahrscheinlich froh gewesen, wenn Sie nur das beständige Tropfen auf den Helm genervt hätte. Heute leben nicht einmal mehr 10 Menschen dauerhaft in Walhalla und das Dorf lebt vom Tourismus.
Seine Attraktionen überzeugend touristisch zu nutzen versucht auch die Stadt Traralgon im Latrobe-Bezirk. In ihrer Umgebung stehen mehrere Kohlekraftwerke, die den Großteil von Victorias Strom produzieren. Selbst das Stadtlogo zeigt die Silhouetten der Kraftwerke. Das konnten wir Umweltbewegungsgeschädigte uns natürlich unmöglich entgehen lassen! So fuhren wir zum eigens vom Kraftwerksbetreiber angelegten Aussichtspunkt und genossen den spektakulären Ausblick, die gute Luft und erfreuten uns an dieser hochmodernen, bahnbrechenden Technologie. Toll, was die da in den Himmel pumpen.


Es war an der Zeit für einen ausgleichenden Spaziergang: im kleinen Tarra-Bulga Nationalpark sind noch Teile des Regenwalds erhalten. Hier begegneten wir einem Lyrebird (Leierschwanz), der uns sein unterhaltsames Repertoire vorschmetterte, darunter Dutzende Stimmen anderer Vögel, Babygeschrei, Kamerasurren und und und..
Schließlich kehrten wir zurück nach Melbourne, um in den Cafés und Kneipen in Fitzroy und Collingwood abzuhängen, Jan unsere kommerziellen Entdeckungen zu zeigen, Straßenkünstlern in der City zuzuschauen, im Nationalmuseum nach dem Rechten zu sehen und mit dem poshen St Kilda und dem Fitzroy zum Verwechseln ähnlichen Prahran/South Yarra neue Stadtteile zu entdecken.





Mit den Stadtteilen scheint das in Melbourne so ein bisschen zu sein wie mit McDonalds und Burgerking. Es gibt die City mit ihren Läden immergleicher, großer Ketten, und es gibt die alternativen Viertel - mit den kleinen, ungewöhnlichen, attraktiven (aber trotzdem auch) Ketten, die aber eher den Charakter unabhängiger Läden haben. Verrückt.