Tasmanien der "Great Lake" - ein riesiger See, der sich inmitten des
Hochplateaus befindet. Bei unserer Tour von Launceston in die Mitte der
Insel war eben jenes dieses Mal ziemlich prägnant: man fährt und fährt
kilometerweit in etwa auf Höhe des Meeresspiegels, dann geht es ein paar
Kilometer bergauf und oben, auf ca. 1.000 Meter Höhe, ist es plötzlich
wieder flach. Und kalt. Die Wolken zogen nur wenige Meter über uns
vorbei, als wir den kleinen Pine Lake besuchten. Kaum zu glauben, dass
hier bis vor ca. 10.000 Jahren, gesamthistorisch also quasi gestern,
noch Gletscher die Landschaft prägten und diese Seen als Relikte der
Eiszeit zurückgelassen haben.
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Am Great Lake... |
Die Mitte Tasmaniens ist schon aufgrund der erschwerten klimatischen Bedingungen eher karg. Einsam ist es hier, nur ein paar wenige Siedlungen, meist mit Solarzellen und Wassertanks
ausgestattet, zogen an uns vorbei. Wir umrundeten den Great Lake mit
seinen roten Ufern und steuerten auf den Freicenet Nationalpark an der
Ostküste zu - bereits zum zweiten Mal, denn der beeindruckenden
Bergkette, die dort direkt ins Meer mündet und dem spektakulären
Ausblick waren wir bei unserem ersten Besuch gefühlt nicht ganz gerecht
geworden.
Der Herbst ist auch schon da: die Blätter färben sich gelb, braun und
rot, und auch wenn wie heute die Sonne scheint und laut Wetterbericht um
die 22 Grad herrschen, so erinnert die Temperatur des Meeres doch eher
an oben erwähnte Eiszeit. Das stellten wir heute Morgen fest, als wir in
das einladend kristallklare Wasser der Coles Bay eintauchten.
Zwei Stunden später fühlten wir auch unsere Gliedmaßen wieder und machten uns mit
Snacks und Supplies auf den Weg - 11 Kilometer á 4-5 Stunden sollte
unser Weg an die Wineglass Bay, entlang des Hazards Beach und Isthmus
Track und zurück dauern. Und wieder einmal wurde klar: es ist geradezu
frech, was die Landschaft hier auffährt, um einen zu beeindrucken.
Auf dem Weg begegneten wir Wallabies (sehen aus wie kleinere Känguruhs),
Echsen und Vögeln, deren Geschrei nach einer Mischung aus Halsschmerz-Husten und defektem Anlasser klingt.
Außerdem vielen entgegenkommenden, meist mit "Hey", "Hi", "G'day", "How are you" oder auch "Lovely Day, isn't it?" grüßenden Wanderern. Irgendwie schaffen die
Australier es immer, relativ lange, nette Sätze so schnell im
Vorbeigehen runterzurattern, dass es elegant wirkt, ohne dabei
stehenbleiben zu müssen oder den Zwang einer Verbindlichkeit
herzustellen. Man stelle sich vor, im Türbereich einer Hamburger S-Bahn
zu stehen und kurz bevor sich die Türen schließen, jemandem auf dem
Bahnsteig "Schöner Tag, oder?" zuzubrüllen, nur um Sekunden später aus
dem Bahnhof zu brausen. Nichts gegen die Hamburger S-Bahn, ganz im
Gegenteil. Vor allem fährt die wenigstens immer, auch nachts, das hätten
wir am St. Patricks Day nach unserem Besuch des Irish Murphy's in
Launceston mit 4, 5 Pint intus gut gebrauchen können. Statt einer
Buslinie, deren letzte Fahrt um 9pm geht. Besonders jedenfalls fehlt mir
die Ansage am S-Bahnhof Sternschanze: "Exit here for Exhibition Halls
and Trans West", wobei mein Unterbewusstsein schon immer ein
Fragezeichen an den "Trans West" geheftet hat: eine mir nicht bekannte
Bahnlinie, hypermodern, die einen nach Westen bringt? Vielleicht sogar
eine Magnetschwebebahn? An einer anderen Station ist von "Trans East"
die Rede, also das vielleicht geheime Bahnlinienpendant in die andere
Richtung.. es hat eine Weile gedauert, bis ich aus dem gekauderwelschten
Englisch der Hamburger S-Bahn-Ansage das korrekte "Exhibition Halls
Entrance West" herausgehört habe - und soweit ich weiß, bin ich damit
nicht allein. Eine zulässige Kurz-Antwort auf den Gruß "Lovely day,
isn't it?" lautet jedenfalls schlicht: "Lovely Day!" - ich hab's getestet.
