Mittwoch, 26. September 2012

Unterwegs im Norden des Südens

Bei der Treatysite in Waitangi
Und wieder fährt ein Auto mit ausdauerndem Hupen an unserem Campingbus vorbei. Es ist halb neun abends und der Wald-Campingplatz, auf den wir eigentlich wollten, ist wegen Renovierung geschlossen. Also hatten wir uns in der Nähe ein ruhiges Eckchen gesucht. Dachten wir zumindest. Hier in Northland (dem Teil Neuseelands, der sich nördlich von Auckland befindet) sind Wildcamper nicht gern gesehen. Und auch wenn Wildcampen grundsätzlich nicht verboten ist, zumindest steht es so geschrieben, lassen die Locals die Touristen das auch ganz gern mal spüren.



Zuvor haben wir einen guten Monat in einer Flatshare (WG) in Central Auckland verbracht, von dort aus die Stadt erkundet und dank einer netten Freundin namens Fiona interessante Ecken kennengelernt. Auckland ist nicht nur Hauptstadt Neuseelands sondern auch Zentrum des umliegenden Pazifikraums. Nirgendwo sonst leben so viele Polynesier wie hier. Neben den Insularen haben sich viele Asiaten angesiedelt; ihr Einfluss spiegelt sich nicht nur im überwältigenden Angebot an Restaurants, Spezialitätengeschäften, Märkten und Take-Aways wider. Vor ein paar Tagen habe ich indische Dosa kennen- und schätzengelernt, eine Art gefüllter Pfannkuchen. Und ein Besuch des sauleckeren vegetarischen Sushi-Restaurants Umi ist beim Besuch der City immer gesetzt.

In einem interessanten Artikel über die Rettung der Maori-Sprache(n) habe ich kürzlich gelesen, dass kein anderes Land mit indigener Bevölkerung so gesellschaftlich durchdrungen ist, wie Neuseeland. Man merkt in Gesprächen und durch den kulturellen Umgang mit der Historie, dass die Kiwis, zumindest in Auckland, stolz auf das Erbe der Maoris sind - ganz anders als in Australien.

Sonnenverwöhnt von der australischen Ostküste und den Cookinseln war das Schmuddelwetter erstmal eine Umgewöhnung. Hier fängt langsam der Frühling an und die ersten Blüten sind zu sehen. Auf den Wiesen tummeln sich neugeborene Kälber und Lämmer, Truthähne (die antworten), Pfauen und weiteres undefiniertes Vogelvieh.



Wir sind nun seit ein paar Tagen mit einem gemieteten, top ausgestatteten Campervan unterwegs. Jetzt in der Nebensaison werden die einem förmlich hinterhergeworfen. Gegenüber dem betagten Ford Econovan, den wir in Australien hatten, wartet dieser T5 mit eingebauter Küchenzeile, elektrischer Wasserpumpe und einer von uns oft vermissten Errungenschaft der Zivilisation: einer Mikrowelle auf. Die geht aber nur, wenn wir am Stromnetz hängen.


Also machten wir uns auf den Weg an die Bay of Islands, einer Region etwa 3-4 Autostunden von Auckland, also für australische Verhältnisse hinter der nächsten Kurve, die ein beliebtes Reiseziel ist. Leider regnete es stark und ausdauernd, so dass sämtliche Aktivitäten, die wir geplant hatten (Wale angucken; mit Delfinen schwimmen; gemütlich im Boot durch die Bucht tuckern) ins Wasser fielen. Und obwohl an der Nordostküste keine riesigen Hotelblocks stehen, so merkt man doch die Ausrichtung auf den Tourismus. Das Dörfchen Russell, in dem noch viele Gebäude aus den Anfangstagen der europäischen Besiedelung erhalten sind, war früher kurzzeitig Landeshauptstadt. In Waitangi wurde 1840 der historisch bedeutende Vertrag unterzeichnet, der den Maori u.a. Landrechte und den Schutz der englischen Krone zusicherte; die gut erhaltene "Treaty-Site" kann man sich angucken.
An der Nordwestküste war es landschaftlich schöner, hier ist es ursprünglicher, und im Waipoua Forest, einem der letzten erhaltenen Urwälder Neuseelands, wuchert es wie verrückt, inklusive riesiger Kauribäume, die mehrere tausend Jahre alt sind.