Dienstag, 9. Oktober 2012

Verregnete Mehrtausender, blubbernde Quellen und Elegien aus Rost

Aufgrund von Abstinenz ist mir leider eine interessante Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse durch die Lappen gegangen: "No Zealand" - der Neuseeland-Beschimpfungsabend. War jemand dabei? Besonders geschimpft hätte ich auf das Wetter. In den letzten zwei Wochen konnten wir schon froh sein, wenn es mal nicht geregnet und gestürmt hat, sondern nur bewölkt war. Bei Sichtweiten unter 500 Meter kommen die an sich faszinierenden zwei, drei schneebedeckten Mehrtausender, die hier in der Landschaft herumstehen, nicht wirklich zur Geltung.

Unsere Reise führte uns zunächst von Northland bzw. Auckland weiter an die Bay of Plenty, die ihren Namen, wie so vieles an diesem Ende der Welt, James Cook verdankt. Nachdem dieser in der "Poverty Bay" keine Vorräte fand, kamen ihm die der Überlieferung nach zahlreichen Gaben der Natur an der Bay of Plenty gerade recht. Kiwifelder, die von ungewöhnlich hohen, schmal geschnittenen Hecken umgeben sind, prägen hier neben schönen Stränden auch heute noch das Bild.


Erfreulicherweise hat sich die Wildcampingsituation hinter Northland entspannt und wir haben eigentlich immer und überall ein Plätzchen zum Schlafen gefunden. Die Haupttouristenattraktion der Nordinsel, Rotorua, bekannt für seine Geysire, heißen Quellen und den damit verbundenen Gestank, entpuppte sich als enttäuschend überkommerzialisiert. Nur um einen Geysir zu sehen, pro Kopf knapp 150 Neuseelanddollar (an die 100 Euro) für ein Kombiticket berappen zu müssen, kam für uns nicht in Frage. Ebensowenig wie für den Besuch eines des geothermischen Dorfs Whakarewarewa. Außerhalb der Stadt, im Waikite Thermal Valley, wurde es dann aber doch noch ganz schön und wir genossen ein Bad in fast 40 Grad heißem Quellwasser.


Im Vergleich zu Australien fällt immer wieder auf, wie stark sich auf der neuseeländischen Nordinsel der Mensch die Natur zu eigen gemacht hat. Fast alles dient als Weidefläche für Rinder und Schafe; viele Bäume stehen in Reih und Glied. Da sind die dem Gefühl nach eher rar gesähten Nationalparks echte Lichtblicke.

Und wie schnell das Wetter wechseln kann. Vor zwei Minuten herrschte noch schönste Frühlingssonne. Jetzt kommt wieder ein Schauer herunter.

Die Wetterbedingungen verhinderten denn auch, dass wir den majästetischen Mount Ruhapehu im Tongariro Nationalpark gebührend würdigen konnten. Der zur Feuerbergkette gehörende und Herr der Ringe-Fans besser als "Mordor" bekannte Vulkan misst fast 2.800 Meter und ist, bei gutem Wetter, aus mehr als Hundert Kilometern Entfernung zu sehen. Für ein paar kürzere Begehungen reichte es aber dennoch. Oben drauf wurde sogar noch Ski gefahren. Man kann also in Neuseeland (theoretisch): morgens Ski fahren, mittags Whitewater raften und abends noch ein paar Wellen im Meer reiten.






Ganz in der Nähe, in Horopito, nahmen wir noch einen rostigen Leckerbissen mit. Hier gibt es einen gigantischen Schrottplatz, der seit den 1930er Jahren Karossen und Ersatzteile hortet.




Entlang des Wanganui River fuhren wir auf einer sehenswerten, kurvenreichen Strecke an die Westküste. Viele kleine Hügel, das satte Grün der Wiesen und die Pflanzen- und Tierwelt kamen dem, was man sich gemeinhin unter Neuseeland vorstellt, ziemlich nah. Die Westküste fasziniert mit ihren schwarzen Sandstränden und Steilhängen. Nicht zu vergessen - natürlich - 'ner Menge Wind und Regen.