"Sag' das lieber nicht zu laut", flüsterte Meg mir hinter vorgehaltener Hand zu, "aufgrund solcher Äußerungen sind schon Leute aus dem Flugzeug geholt, verhört und festgehalten worden." Ich hatte gerade am Brisbane Airport zum ersten Mal in meinem Leben einen Sprengstofftest durchlaufen und ihr davon erzählt. Mit einem Pinsel hatte ein Sicherheitsbeamter Proben von meinen Händen und meinen Klamotten genommen und diese durch einen Analysecomputer gejagt. Meine Geschichte hatte ich dann mit dem wie ich fand süffisanten Hinweis, dass sie zum Glück die ganzen Drogen und den Plastiksprengstoff, den ich bei mir trage, trotzdem nicht gefunden hätten, beendet - vielleicht ein bisschen zu laut.
Meg und ihr Mann Peter saßen auf Flug DJ 81 Brisbane nach Christchurch in Neuseeland neben mir. Das Tourivisum erfordert die Ausreise aus Australien nach 3 Monaten, und Christchurch lag (nicht nur preislich) nah. Meg, Peter und ich verstanden uns auf Anhieb, unterhielten uns über Neuseeland, Australien und Europa (die beiden reisen viel und gern), und ich erhielt allerlei Tipps von ihnen, wie ich meine 5 Tage in Neuseeland gestalten könnte.
Christchurch ist noch immer stark von den insgesamt drei schweren Erdbeben gezeichnet, die die Stadt im November 2010 und im Februar und Juni dieses Jahres heimgesucht hatten. Das Stadtzentrum ist weiträumig mit einem Zaun abgeriegelt, hier laufen großangelegte Abrissarbeiten. Von der ehemaligen Haupt-Shoppingstraße ist nichts mehr übrig. Am Rand des Stadtzentrums wurde Ende Oktober eine neue vorübergehende Innenstadt aus Schiffscontainern aufgebaut. Und die Leute, zumindest die, mit denen ich sprach, schienen recht positiv gestimmt zu sein, auch wenn der Wiederaufbau vielleicht zehn Jahre dauern wird.
Auf Meg und Peters Anraten führte mich eine Tour mit dem "Tranzalpine Express" über die neuseeländischen Alpen nach Greymouth - eine tolle Zugfahrt durch beeindruckende Berge, über Aquedukte und vorbei an Seen, Bächen, schneebedeckten Bergspitzen und durch ginsterüberzogene Felder.
Am nächsten Tag luden mich Peter und Meg zu sich nach Rangiora, einer Kleinstadt etwas nördlich von Christchurch ein. Peter, der vor seinem Ruhestand Maschinenbau unterrichtet hat, ist ein begeisterter Bastler und Pilot, der bereits mehrere Autos und Flugzeuge gebaut hat. Das Wetter war flugtauglich, von ein paar Turbulenzen abgesehen, und so drehten wir ein paar Runden in seiner selbstgebauten Fisher R 80 Tiger Moth, einem Doppeldecker, der einem britischen Schulflugzeug aus den 30er Jahren nachempfunden ist. Der Flug war fantastisch und sehr direkt, verfügt das Flugzeug doch über ein offenes Cockpit und nimmt schon aufgrund seiner Größe jede Windböe mit. Und was für ein Ausblick von da oben! Es war "outstanding".
Ich verbrachte den Rest des Tages mit Meg und Peter, die mich mit auf eine Barbecue-Party einer Nachbarin nahmen und feierte zurück im Hostel noch mit einigen netten Menschen Mini-Abschied, bevor ich viele tolle Eindrücke und Freunde reicher wieder zurück nach Brisbane flog.