Sonntag, 29. Januar 2012

Australia Day

Wir hatten ja Gott weiß was erwartet. Am 26. Januar war Australia Day, Nationalfeiertag in Erinnerung an die Ankunft der ersten Flotte mit Siedlern auf dem Kontinent - und entsprechend umstritten, wenn man sich mit Aborigines unterhält. Anlässlich dessen wurden in Canberra schwere Geschütze aufgefahren: am Vorabend gab's eine Flugshow und INXS und weitere Bands sollten kostenlos vorm Parlamentsgebäude spielen. Würden die Australier an diesem Tag ihren Nationalstolz voll ausleben? Würden andere Farben als blau-rot-weiß verboten?


Nun, das Konzert stellte sich als eine für's Fernsehen aufbereitete Show heraus, bei der INXS ihre neue, rein zufällig am Australia Day erscheinende Single "We are united in Australia" spielten, und das zwei Mal. Zwischendurch suchte ein Moderator das Publikum zu motivieren: man sei doch schließlich im Fernsehen und wolle doch ein gutes Bild abgeben. So sah das Ganze dann im TV aus:



Dass das Publikum im Video kaum zu sehen ist, hängt damit zusammen, dass bis auf ein paar Teenis direkt vor der Bühne kaum jemand begeistert war. Solche Meldungen passen natürlich nicht zum Bild, das man gern abgeben möchte, weswegen die Canberra Times auch lächerlicherweise schrieb: "A gentle murmur had been building since 4pm but when INXS hit the stage three hours later, that murmur turned into a roar." In Wahrheit: Hier und da ein Mitwippen, aber im Großen und Ganzen stieß die INXS Patriotismus-"Hitsingle" auf taube Ohren. Was angesichts der an diesem Tag besonders ausgegrenzten Aborigines ja schon wieder fast erfreulich ist. Die Australier sind definitiv stolz auf ihr Land, aber bescheuert sind sie deswegen noch lange nicht.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Optisches der vergangenen Wochen

Ganz vergessen: am Uluru waren wir auch schon ;-)
Im Koala Sanctuary in Port Macquarie
Beim Sonnenuntergang in der Umgebung Canberras
Ladenzeile im beschaulichen Bellingen
Irgendwie.. symetrisch: das Parlamentsgebäude in Canberra

Im botanischen Garten in Canberra gab's neben Grünzeug...

... auch wieder obligatorische Viecher zu sehen.

Apropos Viecher: dieses Exemplar, eine Huntsman Spider,
wollte sich in unserem Van häuslich einrichten

Sehen zwar so duster aus wie Ganoven,
sind aber John Curtin und Ben Chifley
(Premier und Schatzmeister in den 1940ern)
Gegenüber dem alten Parlamentsgebäude steht die Zelt-
Botschaft der Aborigines

... und die Umgebung Canberras zeigt sich von ihrer schönsten Seite.




Mittwoch, 18. Januar 2012

Wo alles begann...

... zumindest nach gängiger unkritisch-weißer Geschichtsschreibung,
liegt etwas unscheinbar auf der Südseite der Botany Bay innerhalb
Sydneys. Hier ist Captain Cook mit seiner Flotte am 28. April 1770
angelandet, und hier kam es auch zum ersten Kontakt zwischen Aborigines
und Europäern. Eine Begegnung voller Missverständnisse, wie die
Schautafeln erläutern. Dass die Australier diesen historisch bedeutsamen
Ort besonders schön gestaltet hätten, kann man allerdings nicht
behaupten. Es sei denn, der persönliche Sinn für Ästhetik (und mein
persönlicher tut das durchaus) umfasst Industrieanlagen und eine
Ölraffinerie.

Schön: Captain Cooks Anlandeplatz

Dezember und Januar ist die Hauptferienzeit in Australien, und dass
Sydney zum Jahreswechsel aus allen Nähten platzte, hatte ich ja bereits
berichtet. Wir entschieden uns deshalb, dem Küstenverlauf weiter in
südlicher Richtung zu folgen und verbrachten einige Tage in Wollongong,
auch "The Gong" genannt. Der Royal National Park, dem wir auf dem Weg
einen Besuch abstatten wollten, war - das muss man sich mal vorstellen -
wegen Überfüllung geschlossen!
Wollongong und Umgebung beherbergen eine eigenartige Mischung aus
Schwerindustrie und Hotelanlagen. Die Synergieeffekte haben wir
allerdings anders für uns nutzbar gemacht und sind schön mit Blick aufs
Stahlwerk baden gegangen.
In der zweiten Januarwoche war es relativ kühl und zu windig zum Surfen
- ohnehin ist es in New South Wales um einiges weniger sommerlich, als
wir erwartet hatten (was auch ungewöhnlich ist) - so dass wir erst
einmal eine Tour ins Inland nach Canberra einschoben:
Kompromiss-Regierungssitz (man konnte sich damals nicht auf Sydney oder
Melbourne einigen), Planstadt und vom winzigen Bundesstaat Australian
Capital Territory umgeben. Der hat immerhin den Vorteil, dass man
Lebensmittel und Alkohol in einem Geschäft kaufen kann und nicht immer
junkiemäßig in den Liquorstore muss. Auf dem Weg dorthin passierten wir
ein gigantisches Tal mit phänomenalem Ausblick auf den (z.Zt.
anscheinend ausgetrockneten, zumindest ziemlich kleinen) Lake George
(Fotos folgen). Zu unserer Verwunderung fiel das Thermometer im
Regierungssitz noch weiter auf nachts 6 Grad. Und Canberra? Grün, viel
Platz, Verwaltungscharme, um es zusammenzufassen. Toll: die vielen
Bibliotheken, Museen, Ausstellungen. Ein paar Tage werden wir noch
bleiben. Und wer weiß - vielleicht haben wir am Ende alles in Grund und
Boden verwaltet.

Sonntag, 8. Januar 2012

Dichter Nebel...

... und der Geruch von verbranntem Gummi lag gestern über Teilen Canberras. Jetzt wissen wir auch warum. Mehr zu unseren Eindrücken der australischen Hauptstadt in Bälde.

Dienstag, 3. Januar 2012

Statistikgewitter

Dem Aufmacher des letzten Guardian Weekly zu Folge ist es soweit:
Wirtschaftsflüchtlinge aus Europa (speziell Griechenland) fallen in
Australien, Asien und teils gar Afrika ein. Von Deutschland war zwar
nicht die Rede, dennoch gibt es einige gute Gründe, dem Land einen
Besuch abzustatten. Zumindest, wenn man auf Platz und billige Burger
steht, wie ein Blick in das Buch "How Australia compares" von 2005 verrät:

* die Bevölkerung pro Quadratkilometer liegt in der BRD bei 231, in
Australien bei 3
* die Fläche Deutschlands beträgt etwa 357 Tausend Quadratkilometer,
die Australiens über 7,6 Millionen
* 21% der gesamten australischen Bevölkerung leben in Sydney
* die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in OZ bei 79,8 Jahren,
in der Heimat bei 77,4.
* laut Big Mac-Index ist Australien ein burgerfreundliches Land: 2007
lag sein Preis bei umgerechnet 2,95 US-Dollar (Euroraum: $4,17).
Günstiger als Australien war unter den verglichenen Ländern nur
Japan mit $2,29.
* Schlussfolgerung: Um die Lebenserwartung im Euroraum zu steigern,
muss der Big Mac günstiger werden

Montag, 2. Januar 2012

Weihnachtswellen

Wie schafft man es, bei über 20 Grad Weihnachtsstimmung zu erzeugen? In unserem Fall mit einem Fünf-Dollar-Tannenbaum (batteriebetrieben) aus dem Dollarshop und leckerem selbstgekochten Drei-Gänge-Menü. Dumm nur, dass just in dem Moment, in dem wir uns am Strand unweit von Pottsville an der schönen Tweed Coast zum Essen niederlassen wollten, ein Schauer runterkam, der sich gewaschen hatte. Aber im Van ist es schließlich auch gemütlich. Und was lag unter dem Tannenbaum? Überraschung - ein Surfboard. Zum Surfen waren die Bedingungen über die Weihnachtstage aber leider nicht ideal, zumindest nicht für uns "bloody beginners". Die Profis jucken Wind und rauhe See wenig, wie wir unweit der Strände von Byron Bay ("The Pass"), im Übrigen der östlichste Punkt Australiens, bei Lennox Head und weiter südlich beobachten konnten.

Hauen einen aus den Socken: Wellen bei The Pass, Byron Bay

Blick auf Tallow Beach vom Leuchtturm in Byron Bay

Mit allen Wassern gewaschen: ein Surfer am Seven Mile Beach bei Lennox Head 
Ein besonderes Weihnachtsgeschenk haben sich die australischen Straßenbehörden ausgedacht: zwischen dem 23. Dezember und 2. Januar gibt es Punktzuschlag, genauer gesagt doppelte Punktzahl bei Verkehrsvergehen. Unterdessen hat denn auch die Hauptreisezeit begonnen und auf dem Pacific Highway, der sich an der neusüdwalisischen Ostküste entlangschlängelt, reiht sich ein Wohnwagen an den nächsten - zum Glück bisher nur in südliche Richtung.

Viel hilft viel: doppelte Punktzahl zwischen Weihnachten und Neujahr
Auf dem Weg nach Sydney passierten wir das beschauliche Dorf Bellingen, sahen viele tolle menschenleere Strände, ließen die Touristenorte Coffs Harbour und Port Macquarie hinter uns und schauten uns den abgeschiedenen Great Lakes Marine Park um Port Stephens an. Obwohl diese Regionen bereits zu den dichtbesiedelten zählen, kann man auch hier kilometerweit fahren, ohne Häuser zu passieren. Andererseits ragen die Städte mit ihren Gewerbegebieten ewig weit ins Umland. Das gilt auch und gerade für das Stadtgebiet Sydneys. Die Stadt hatten wir im September in erster Linie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkundet und haben nun mit dem Van einen ganz neuen Zugang bekommen. Das Getriebe freut's und die Parkhausbetreiber in der City üben sich in Bescheidenheit.

Sonntag, 1. Januar 2012

Happy New Year

... und viele Grüße von der Harbour Bridge in Sydney! Zusammen mit ca.
1,5 Millionen anderen Besuchern (lt. sueddeutsche.de) sind wir ins neue
Jahr gerutscht. Es war ein gigantisches, friedliches Fest - ohne
Glasflaschen, ohne Böller, ohne an öffentlichen Plätzen konsumierten
Alkohol, da verboten. Dafür waren am nächsten Morgen um 11 Uhr in
einigen Hotels (Pubs) einige Hartgesottene noch immer am Zappeln. Frohes
Neues!!!