Montag, 10. Dezember 2012

Tauchen in Kathmandu


Namaste und Gruß aus dem Land der ungewöhnlichen Zeitverschiebung. Wir sind 5,75 Stunden vor GMT. Kathmandu hat uns mit all den engen Gassen, den vielen traditionell gekleideten Menschen, den Gerüchen und Farben voll in seinen Bann gezogen. Zum Sonnenaufgang können wir von der Dachterrasse unseres Hostels aus beobachten, wie ringsum Frauen Kerzen anzünden und Glöckchen leuten. Sie erwecken mit der Puja die Segnungen göttlicher Energien. Dann erwacht die Stadt zum Leben: Menschen, Rikschas, Motorroller und Taxis zwängen sich durch die verstaubten Gassen.
Beständiges Hupen bildet den Hintergrundsound Kathmandus, der erst am Abend verklingt. Immer wieder stößt man bei Streifzügen durch die Stadt plötzlich auf kleine Tempel und Stupas, auf Kühe, Ziegen und Hühner. Auf der Straße riecht es abwechselnd nach Räucherstäbchen und nach Parfüm oder nach Abwasser und Müll. Ein vorbeiziehender Hindu tupft mir ein Tilaka auf die Stirn. Menschen schleppen riesige Säcke auf ihren Rücken. Ein jüngerer Nepalese raunt im Vorbeigehen etwas von Hasch und Mushrooms.

Morgendliche Purja auf der Dachterrasse
Überall herrscht reges Treiben
Gewürze werden in rauhen Mengen gehandelt
Sehr lecker: die lokale Spezialität Momo

Am Maju Deval


Heilige Kuh am Durbar Square



Oft wirkt die Stadt wie ein einziger, gigantischer Marktplatz und man selbst fühlt sich in der Zeit um Jahrzehnte zurückversetzt.Kathmandu hatte laut meinem irgendwo gebraucht abgegriffenen Lonely Planet von 1993 noch 419.000 Einwohner, heute sind's eine Million. Für die 5 Kilometer Fahrt vom Airport zum Hostel haben wir eine Dreiviertelstunde durch den dichten Verkehr gebraucht. Strom wird rationiert, immer wieder wird er für mehrere Stunden abgeschaltet. Aus dem Wasserhahn kommt eine wenig vertrauenserweckende braune Brühe. Egal. Die kulturelle Durchdringung der Gesellschaft ist so intensiv, dass man fast süchtig danach werden kann, in sie einzutauchen. Und das geht hierzulande ja zum Glück auch ohne Tauchschein.