Montag, 12. März 2012

Magnificent, isn't it?


Vielleicht lag es einfach am heutigen Wetter. Nach tagelanger Bewölkung und einem fiesen, feinen Nieselregen, der gestern Nachmittag Kälte durch jede Gewebefaser getragen hat und Nachttemperaturen von geschätzten 6 Grad zeigte sich heute endlich wieder die Sonne. Zwischenzeitlich haben wir die Tasmanien in Ost und West teilende "Dividing Range" mit ihren Hochebenen überquert und dabei einen kurzen Abstecher in den Mount Field Nationalpark und an den Lake St. Clair, mit 200 Metern Tiefe Tasmaniens tiefster See, gemacht.


Nationalparkparkplätze haben etwas zu bieten
Auch hier boten sich tolle Tagestouren durch das oft wilde, manchmal fast undurchdringliche Terrain. Bei unserer als Spaziergang an den Lake Nicholls geplanten, ob der Steigung, Pfützen und Felsbrocken, des teilweise Fehlens der Markierung aber als Wanderung entpuppenden Tour begegneten wir zwei schwarzen Tigersnakes, die am Wegesrand ein Sonnen- bzw. Wolkenbad nahmen. Glücklicherweise ließen sie sich durch Stampfen und Geklöppel vertreiben.


Nachdem wir das faszinierend bergbaugeprägte Queenstown passiert hatten, entdeckten wir weiter an der Westküste, die nebenbei bemerkt nur an sehr wenigen Stellen zugänglich ist, da der gesamte südwestliche Teil Tasmaniens Nationalpark ist, mehr oder weniger zufällig ("Ah, endlich, ein Tagesrastplatz zum Kochen") eine gigantische Sanddüne. Die Henty Dunes sind 40 Meter hoch und: auch wenn man von oben das Meer sehen kann, ist es von dort noch verdammt weit weg. Aus 30 Minuten wurden schnell 2, dann 3 Stunden. Gar nicht so einfach, sich in dieser Umgebung zurechtzu- und vor allem zurückzufinden.

bei Queenstown: Aufgrund der Schadstoffe des Bergbaus
ist von der Natur nicht mehr viel übrig.
...und wo wir gerade beim Thema sind: so sehen die
bewirtschafteten Teile der tasmanischen Wälder aus
Heute jedenfalls hatten alle gute Laune. Der alte hagere Mann am kleinen Road House im Dörfchen Waratah zum Beispiel. Als wir mit dem Van an die verrostete Tanksäule fuhren, kam er heraus und fragte, während er den Tankstutzen klarmachte: "Where'ya heading?". Ich, annehmend, dass er einfach ein bisschen Smalltalken wollte: "To Mount Cradle." Er: "How much gas do you want?" Ich: "For about 15 Dollars.." Er: "How much
petrol have you left?" Nach einem Moment der Verwirrung dachte ich: er will wohl möglichst viel Benzin verkaufen: "About a quarter gas and a quarter petrol". Er: "I'll give you for ten. Only few left. Won't get
new supply till Wednesday." Ist das zu fassen? Anstatt dem nächstbesten Kunden möglichst viel Benzin anzudrehen und den Laden ein paar Tage dichtzumachen oder zum Beispiel den Preis in irrsinnige Höhen zu treiben (damit wir uns nicht falsch verstehen, der Preis lag auch hier schon 10 Cent über normal, in abgelegenen Regionen sind das aber auch gern mal 20), verteilt er die letzten Tropfen Sprit, damit alle wenigstens dahin kommen, wo sie hin müssen. "There's another petrol station in Mount Cradle, too", fügte er hinzu, während er den Sprit geradezu tröpfchenweise einfüllte. Wenn ich schreibe, dass die Australier im
Allgemeinen offen, nett und zuvorkommend sind, dann sind es diese Momente. Sowieso sind diese Road Houses, die Tankstelle, Café, Restaurant, Post und Videothek in einem sind, ja irgendwie toll.

Und die gute Laune setzte sich auch im Mount Cradle Nationalpark fort.
Dahin fuhren wir nun, nachdem wir uns mit einigen Ehrenamtlichen Helfern
an einem "Driver Reviver" (dort gibt es gegen Spende Kaffee und Snacks,
damit die Reisenden nicht am Steuer einschlafen) unterhalten hatten im
Wissen, dass "Labour Day", ein Feiertag ist. Entsprechend viel los war
im Nationalpark - Busse spuckten Reisegruppen aus, Schlangen bildeten
sich an der Snackbar und am Besuchszentrum. Und trotzdem (oder gerade
wegen) all des Gewusels hörte man überall "Good Day", "How are you",
"Magnificent, isn't it?". Irgendwie haben sich alle gefreut, das
Erlebnis zu teilen - und was für eins es war. Aus den vielen möglichen
Wanderrouten wählten wir den Crater Lake Circuit Walk aus, der einen bis
an den Krater des 1.500 Meter hohen Cradle Mountain heranführt und von
dem ein Teil der "Overland Track" ist, jener Mehrtageswanderweg, den wir
bereits weiter südlich ein Stück gegangen waren.


Was für ein Ausblick:
von der Spitze konnte man gefühlt bis an das Ende der Welt schauen.


Auf
dem Weg begegneten wir - selten am Tage zu sehen - zwei futternden Wombats.

Sein Kollege von der Gemütlichkeitsfraktion
hat schon Reißaus genommen

Unser Aufenthalt in Tasmanien wäre eigentlich heute, nach zwei Wochen,
bereits zu Ende gewesen. Nachdem wir aber vor ein paar Tagen
festgestellt haben, dass wir noch viel mehr sehen wollen, haben wir bis
Ende des Monats verlängert. Wir wollen dem tasmanischen Teufel
schließlich auch Gelegenheit bieten, sich uns darzubieten... und wer
weiß, vielleicht sogar dem tasmanischen Tiger, dessen
Ausgestorbenheitsgrad hier gern mit "fast sicher" umschrieben wird, auch
wenn die letzte Sichtung in den 1930er Jahren erfolgt ist.