Dienstag, 6. März 2012

Privatregen

Unwetter in Queensland, Überflutungen in New South Wales, Waldbrände in der Nähe von Canberra... wenn der Eindruck entstehen sollte, dass wir eine Spur der Verwüstung hinter uns herziehen, dann kann ich dazu nur sagen: Stimmt!
Das ist unsere Form der Rache für das unvorhersehbare Wetter! Vor ein paar Tagen in Melbourne noch 37 Grad, heute in "Tassie" 13! Selbst aus einem Tal in Tasmanien werden Waldbrände gemeldet - obwohl wir vorletzte Nacht im Tasman National Park regentechnisch nahezu
abgesoffen bzw. windtechnisch weggeweht sind. Schließlich suchten wir mit unserem Van Wind- und Regenschutz hinter einem riesigen, zum Wohnmobil umgebauten Reisebus. Von denen fahren in Australien nicht wenige herum, zumeist von Rentnern gelenkt, die entweder ihr Haus dagegen eingetauscht haben oder sich eine mehrmonatige Auszeit vom trauten Heim nehmen.
Dabei gibt es verschiedene Abstufungen.
Die gängige Variante ist ein 4x4-Geländewagen plus Wohnwagen oder
"Wohnmobil only". Seltener sind die charmanten umgebauten, älteren
Reisebusse. Und ab und zu begegnen uns "rolling homes", bei denen man
sich fragt, warum die Leute überhaupt wegfahren, wo sie doch ihren
gesamten Hausstand mitnehmen: Hund, Gartenzaun, Teppiche, riesigen
Flachbildschirm und noch größere Satellitenschüssel, Profi-BBQ,
Kühlschrank, Gartenzwerge und - ohne die kann man sich einfach nicht
heimelig fühlen - Topfplanzen. Im Schlepptau des Wohnmobils befindet
sich dann wahlweise entweder ein Geländewagen oder ein Anhänger, in dem
sich der Geländewagen befindet. Wie bei Knight Rider. Man will ja
flexibel sein. Gern reisen die Vertreter dieser Gattung auch in Form von
Gruppen und bauen sich dann auf den Rastplätzen Wagenburgen um ein
(aufgrund der Waldbrandgefahr meist illegales) Lagerfeuer herum auf.
Frech! Diese Luxuscamper! Mit ihren eingebauten Duschen. Eigenen
Toiletten. Warmem Wasser. Herd mit Ofen. Couch. Platz. Heizung. Geschenkt!
Nachdem uns also vorletzte Nacht dauerprasselnder Regen und Wind wach
gehalten hat, beschlossen wir, den laut Wetterbericht von Regen
geprägten Tag in Hobart, der laut Lonely Planet südlichst gelegenen
Metropole zu verbringen. Der erste Eindruck dieser 200.000
Einwohner-Stadt fetzte uns nicht gerade die Marmelade vom Brötchen.
Lieblos betonierte Hochhäuser, die üblichen Kettengeschäfte und viele
schräg dreinblickende Gesichter schlugen uns entgegen. Beim Erkunden der
City fanden wir dann aber doch noch ein, zwei interessante Läden, ein
mit rotierendem Dachschmuck verziertes Hochhaus, nette Cafés und
Restaurants. Die eigentliche Attraktion Hobarts ist aber, und da hatten
alle Tippgeber nicht zuviel versprochen, das Mona - eine private,
öffentlich zugämgliche Gallerie mit moderner und historischer Kunst aus
aller Welt, die James-Bond-mäßig in einen Berg hineingebaut wurde. Am
Eingang wird man mit Ipod und Kopfhörern ausgerüstet und kann sich beim
Rundgang nach Belieben Informationen zu den Exponaten anzeigen lassen
oder Interviews mit den Küstlern anhören. Unter den Exponaten waren ein
paar wirklich beeindruckende Stücke - vor allem grandiose
Installationen. Eine davon regnet Worte. Wenn der tasmanische Regen nur
auch immer so bedeutungsvoll wäre...



Hobart: Haus mit rotierendem Kopfschmuck
Ostkueste Tasmanien
Ein weiterer Echidna
Hobart hat auch seine netten Ecken, hier am Hafen...
Manchmal kommt auch hier die Sonne durch...