Neulich Abend hatten wir Besuch an unserem Van. Als wir gerade in der Abenddämmerung dabei waren, leckere Veggieburger zuzubereiten, raschelte es plötzlich hinter uns im Gebüsch. Ein Forester Känguruh näherte sich bis auf zirka einen Meter und schnupperte. Wenig später hangelte sich ein Possum herab, das sich nur durch einen leichten Klapps dazu bewegen ließ, uns nicht das Essen vom Teller zu klauen.
Die tasmanische Wildnis hat uns also gleich vom ersten Moment an voll erwischt. Mit irgendwie vertraut klingenden Ortsnamen wie Interlaken, Stieglitz, Bagdad und Dover wirkt die Insel bisher so, wie ein
konzentriertes, kleineres Australien.
Auch hier gibt es zahlreiche, zu Naturerlebnissen einladende Nationalparks mit spektakulären Ausblicken,
tolle Strände und kilometerlange Strecken, an denen außer vereinzelten Roadhouses einfach nichts ist.
Elf Stunden dauerte die Fährüberfahrt von Melbourne nach Devonport. Beim
Be- und Entladen wird rigide darauf geachtet, dass man keine organischen
Produkte mit auf die Insel bringt, und auch unseren Gaskocher mussten
wir aus Sicherheitsgründen vorher abgeben. Ein "Festlanddelfin" tauchte
noch kurz in der Port Phillip Bucht auf, um uns auf Wiedersehen zu sagen.
Nach der Ankunft in Devonport steuerten wir auf den Narawntapu
Nationalpark an der Nordküste zu. Nachdem uns Wombats bisher nur in
einer Form begegnet waren - überfahren - wimmelte es hier nachts nur so
vor ihnen. Gemütlich und müde wirkend trotten sie durch die Gegend.
Wir entschieden uns, zunächst den östlichen Teil Tasmaniens zu erkunden,
tankten in Launceston auf und folgten dem Verlauf des Tasman Highway.
Die weichen Berge, Wälder und Weizenfelder erinnern im ersten Moment an
das nördliche New South Wales. Beeindruckende Ausblicke boten sich uns
auf der Freycinet Halbinsel, auf der sich eine Bergkette ("The Hazards")
angesiedelt hat, mit einem "Lookout", der seinen Namen wirklich wert
ist.
Unsere geplante Tagestour fiel heute leider ins Wasser, und auch
für die nächsten Tage ist Regen angekündigt. Ob die 2 Wochen, die wir
erst einmal angesetzt haben ausreichen werden, um der Insel gerecht zu
werden, wird sich zeigen.
Doch auch Melbourne und ihre Umgebung hat uns in ihren Bann gezogen,
vielleicht auch, weil wir Glück mit dem Wetter hatten. Die 3,4 Millionen
Einwochner-Metropole ist eigentlich dafür bekannt, "All four seasouns in
one day" zu haben. Während die Skyline des Stadtzentrums kilometerweit
zu sehen ist, zieht sich die Metropolregion unheimlich weit hin - kein
Wunder bei einer Fläche von fast 9.000 Qudadratkilometern (Hamburg:
757). Wir streunten durch die Stadteile Collingwood und Fitzroy, die mit
kreativen, kleinen Geschäften, Take-Aways und netten Cafés aufwarteten,
kauften bekloppte Bücher, aßen mit Scheere geschnittene Kartoffeln,
entdeckten merkwürdig geschnittene japanische Stiefel, die wohl gerade
voll im Trend sind und hatten Mühe, uns nicht von der Straßenbahn
überfahren zu lassen. Auf der nahe gelegenen Phillip Island sagten wir
Pinguinen G'Day.
Wahrscheinlich könnte man allein in Melbourne ein Jahr
verbringen, um es in all seinen Facetten zu erkunden.. aber zunächst
befinden wir uns auf der Suche nach dem tasmanischen Teufel.