Ein letztes Mal wachten wir morgens mit Blick auf die verschneiten Berggipfel am "Wolkendurchbohrer" Mount Cook bzw. Aoraki auf. Unsere Touren an diesem mit über 3.700 Meter höchsten Berg Neuseelands waren frühlingshaft warm und sonnenverwöhnt.
Im November scheint aber nicht nur Schluss mit dem wechselhaften aprilmäßigen Wetter zu sein, sondern es beginnt auch die Saison - und plötzlich ist man nur noch einer unter hunderten Campervans, Backpackern und Urlaubern, die Preise schießen in die Höhe und die populären Wanderwege verwandeln sich in Wanderautobahnen. Neuseeland hat durch Peter Jacksons Herr der Ringe-Filme einen gigantischen Anstieg des internationalen Tourismus erlebt, und der anlaufende Hobbit-Film ist bestimmendes Thema der Tagespresse und Werbung. Tourismusbehörde und Filmverleih haben milliardenschwere Marketingdeals abgeschlossen. Wobei ich mich frage, ob das Land nicht mehr verdient hat, als zur Kulisse eines Fantasy-Hollywoodstreifens zu verkommen und wieviel Nerdtum man mitbringen muss, um sich mit Schwert in der Hand und albernem Helm auf dem Kopf für horrendes Geld an den Drehorten fotografieren zu lassen.
So richtig sattsehen konnten wir uns an der Berglandchaft mit ihren klaren, türkis schimmernden Seen, den schneebedeckten Gipfeln und den Gletschern nicht. Aber: auf der 50 Kilometer langen Schotterpiste zum Mount Cook reichen Felder und Weiden bis weit an den Nationalpark heran. Mein Eindruck, dass Neuseelands Natur nur in einem wirklich kleinen Teil ursprünglich erhalten ist, bestätigte sich einmal mehr.
Wir gaben unseren Campervan in Christchurch zurück und setzten per Flieger auf die Nordinsel über, zurück nach Auckland, wo wir ja bereits einen guten Monat verbracht hatten. Hier genossen wir noch ein letztes Mal den Pakuranga Night Market mit Fiona, schlemmten uns durch philipinische, thailändische und ungarische Leckereien (es gab auch, wie an vielen Ecken Neuseelands, deutsche Bratwurst), bevor wir in aller Frühe gen Singapur aufbrachen.
Die nächsten Stopps lauten Bangkok und Kathmandu, bevor wir in Frankfurt wieder heimischen Boden unter die Füße kriegen.