Freitag, 30. November 2012

Bangkok und Ko Tao

Mit dem Chao Praya Expressboot haben wir noch viele weitere Ecken Bangkoks erkundet. Neben den unzähligen beeindruckenden, prunkvoll gestalteten Tempeln fielen uns die zahlreichen Königsdenkmäler ins Auge, die überall in der Stadt verteilt sind. Das Königreich Thailand folgt einem sogar bis ins Kino: vor der Vorstellung des neuen Bondfilms wurde das Publikum per Einblendung dazu aufgefordert aufzustehen und dem König Respekt zu zollen, während er, an den "großen Bruder" erinnernd, in Bildern und Musik über die Leinwand flimmerte.





Käuflich erwerben kann man Gemälde seiner Majestät natürlich auch, zum Beispiel beim Chatuchak Wochenendmarkt, je nach Quellenlage der größte Markt Asiens oder gar der Welt - das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Mit Floh-, Fisch- oder Gemüsemarkt hat Chatuchak aber nichts zu tun. Hier verkaufen, ähnlich wie im MBK Center, in erster Linie Einzelhändler Klamotten, Spielsachen, Krimskrams (darunter Hakenkreuzwimpel), Devotionalien, Essen, Krokodilsledersachen.. Die Flure und Gänge nehmen einfach kein Ende und einige Touristen schleppen die Klamotten müllsäckeweise heraus. Unnötig zu erwähnen, dass alles im Vergleich zu westlichen Preisen extrem preiswert ist. Da nimmt man das riesige, grobe Krokodil in der Mitte des Poloshirts, das unsauber gezeichnete "North Face"-Logo oder die schlechte Stoffqualität offenbar gern in Kauf. DHL, UPS und TNT haben praktischerweise auch direkt vor Ort Filialen eröffnet. Möchte wissen, wieviel Prozent der dort aufgegebenen Pakete durch den Zoll kommen.


Ins etwas außerhalb der City gelegene Museum für gefälschte Waren (Museum of Counterfeit Goods) ließen wir uns von einem netten, älteren Taxifahrer kutschieren, ein frommer Mann, der bei jeder Begegnung mit einem Tempel kurz die Hände faltete und sich verneigte, wie man es häufiger auf Bangkoks Straßen beobachtet, und der die Tatsache, dass er die Adresse nicht kannte, eher als abenteuerliche Herausforderung zu nehmen schien. Oft sind wir mit Locals, auch ohne dieselbe Sprache zu sprechen, mit Händen und Füßen ins "Gespräch" gekommen und haben uns freundschaftlich ausgetauscht. Nach einigen Rückfragen bei Passanten trafen wir schließlich, was unseren Fahrer sichtbar erleichterte, am Ziel ein. Das von einer Anwaltskanzlei betriebene kleine Museum zeigt mehrere Hundert Originale und Fälschungen aus verschiedenen Fällen. Gefälscht wird anscheinend alles. Autoteile? Taschenrechner? Zigaretten? Motorroller? Kein Problem. Im klimatisierten, modernen Nobelhochhaus am Rande der City gelegen herrscht im Museum eine ganz andere Welt als draußen vor der Tür und wir kamen uns in Shorts und Flip Flops zwischen all den Schlipsträgern wie Aliens vor, wurden aber sehr nett von zwei Mitarbeiterinnen herumgeführt.

Eines Tages wurden wir vor unserem Hostel von einem nett wirkenden Thai angesprochen - wer schon einmal in Thailand war, ahnt, was nun kommt. Es sei ein spezieller Feiertag, an dem die Regierung das Benzin der Tuktukfahrer zahlen würde, aber nur solchen, die eine orangene Fahne am Dach befestigt hätten, und man könne so für 20 Baht (etwa 50 Eurocent) eine Stadtrundfahrt mit dem Tuktuk machen. Der Typ hat es hinbekommen, diese haarsträubende Geschichte einigermaßen glaubhaft zu verkaufen. Nachdem wir dankend verneint hatten, kam rein zufälligerweise eine halbe Minute später ein Tuktuk mit orangener Fahne auf dem Dach vorbeigefahren, dessen Fahrer darauf deutete und "Taxi, Taxi" rief. Er verfolgte uns noch bis zum Fähranleger, bis er schließlich aufgab. Solche Betrügereien oder "Scams" sind leider in Thailand eher die Regel als die Ausnahme - nicht selten werden Touristen so zum Kauf wertloser Edelsteine oder überteuerter Klamotten gezwungen. Im Netz wimmelt es vor Warnhinweisen. Und so kulturell interessant das Erkunden einer Stadt wie Bangkok auch ist, das ständige Auf-der-Hut-sein-Müssen, das Abwimmeln, die Enge und Hektik sind auf Dauer Kräfte zehrend.

Also schwangen wir uns früh morgens mit anderen Backpackern in den Doppeldeckerbus nach Ko Tao und setzten 6 Stunden später per Highspeed-Boot bei vergnügungsparkträchtigem Seegang auf die beliebte Taucherinsel über. In einer kleinen Holzhütte genießen wir den Blick über Palmen und Felsen aufs Meer und nächtliches Froschgequake.



Unsere Hosts nahmen uns mit zu den Loy Krathong-Feierlichkeiten, ein Fest, bei dem die Thais schwimmende, mit Kerzen versehene Gestecke auf Gewässern aussetzen, zum einen, um Buddha zu huldigen, zum anderen, um sich symbolhaft von der eigenen Wut, den Sorgen und Unzulänglichkeiten loszusagen. Es war ein beeindruckendes Fest.


Ko Tao hat sich in gut zehn Jahren zu dem Taucher-Hot Spot Südostasiens entwickelt. Die Unterwasserwelt soll hier ganz beeindruckend sein, bisher hat uns aber leider jetzt, Ende November, das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es hat viel geregnet und gestürmt, das Meer ist aufgewühlt. Tourismus gibt es hier vielleicht seit 20 Jahren. Tauchschulen, Resorts und Lodges wie Sand am Meer. Die Infrastruktur ist mit der Entwicklung aber nicht ganz hinterhergekommen. Überall liegt Müll herum und einige in Verschlägen von Müll umgeben lebende Bewohner wurden sichtlich abgehängt. Und, leider, auch hier wieder Rip Offs, dieses Mal beim Motorrollerverleih. Wir haben live mitbekommen, wie jemand seinen Scooter zurückgab und dann für winzige Kratzer horrenden Schadensersatz zahlen sollte. Da die Verleihe i.d.R. den Pass als Pfand verlangen, kommt man kaum ohne finanziellen Schaden aus der Sache heraus. Keine Ahnung, wie sich so ein Geschäftsmodell auf die Dauer halten kann und warum sich die Geschäftsführer den ganzen Stress geben, aber es ist traurig.. und es trübt unsere Thailanderfahrung.